Lochberg-Ostgrat
Berichts-Motto: Realität im August 2023 und Seitenblicke auf Idealvorstellungen.
Freitagnachmittag: Die Genussvariante zur Albert-Heim-Hütte, – vom Furkablick via Sidelenhütte und Napali-Highway – mit Postauto-Ankunft nach vier Uhr, verlangt ein zügiges Tempo um fürs Nachtessen rechtzeitig am Tisch zu sitzen.
Samstag: Laut Ausschreibung eine wenig schwierige Hochtour. «Eine Hochtour ist eine Bergtour, die sich in der Höhenstufe ganzjähriger Eisbedeckung ... bewegt.» (Wikipedia). Mit Steigeisen im und Pickel auf dem Rucksack sind nach sechs Uhr Michelle, Silvia und Peter mit dem Tourenleiter Michael Schuler auf dem Weg zur Lochberglücke. Die morgendliche Anstrengung wird belohnt durch faszinierende Eindrücke: eine flache Höhenstufe mit glitzernden kleinen Wasserläufen, farbiger Flora und ... einem Frosch. Und plötzlich, beim Blick zurück, kaum zu glauben: ein Regenbogen über dem Tal der Furkareuss mit der Dreitausender-Kulisse im Hintergrund.
Ab der Lochberglücke kraxeln wir in zwei Seilschaften dem Ostgrat entlang über Fels und Schutt. «Der letzte Gratabschnitt kann teilweise in der Nordostflanke umgangen werden.» (SAC-Tourenportal) Michael findet den Einstieg in die Umgehungsmöglichkeit, die mit einer kurzen Abseilpassage (!) erreicht werden kann. Dann sind tatsächlich Steigeisen und Pickel gefragt um das teilweise apere Stück des noch vorhandenen Gletscherchens zu passieren. Nochmals ein kurzes Stück Fels und wir stehen vor Mittag auf dem Westgipfel (3074).
Abstieg über die Nordostflanke: «Der Abstieg erfolgt über den Firn und die gestuften Felsen...» (SAC-Tourenportal) Anstelle von Firn sehen wir blankes Eis das wir nicht frei begehen wollen. Es bleibt der Weg über glattgeschliffene Felsen und mit Geröll bedeckte Runsen. Bei dieser Art Abstieg sind wir froh, dass Michael total fit ist. Unermüdlich sucht er für uns die jeweils günstigsten Passagen. Wir bewegen uns in allen T-Graden und wenden ausser den lehrbuchmässigen auch eher unkonventionelle Techniken an um uns sicher dem Älprigensee (2510) und damit dem Wanderweg zur Göscheneralp zu nähern. Unterwegs zum Stausee werden wir kurz von oben begossen aber wenig später begiessen wir ausgiebig unsere Kehlen beim fröhlichen Abschluss.
Herzlichen Dank, Michael, für eine Tour, die uns einen hautnahen Eindruck vermitteln konnte, wie sich die Bedingungen beim Bergsteigen mit zunehmender Erderwärmung verändern werden.