Bettmerhorn 2781 – Aletschgletscher
„Der Alpinismus ist kein Sport, kein Wettkampf, sondern eine Philosophie, eine Lebensform“ – Cesare Maestri, 1929 – 2021
„Schaltjahr gleich Galtjahr“ meinten unsere Vorfahren. Und so Unrecht haben sie doch nicht.
Mit oder ohne Umweg machten wir uns auf die Fahrt zur heutigen Bergtour. Die Wetterprognosen im Goms sind bestens. Von den 10 angemeldeten Teilnehmer*Innen blieben 4 Weiblein und 4 Männlein übrig. Das heftige Vorabendgewitter leerte die Autobahn und die Furkapassstrasse grösstenteil von seinen Benutzern. Ich fühlte mich zurückversetzt in die Ende 1950 Jahre, als ich als kleiner Bub zu meiner zu meinem Gotti nach St. Niklaus in die Ferien durfte. Damals gab es noch keine A2 durch das Urnerland. Der Rhonegletscher endete etwa 50m über dem Gletschbode. Die Reise dauerte 4 Stunden.
Wir aber gönnten uns die Bequemlichkeit und lassen uns mit der Gondel in wenigen Minuten auf die Fiescheralp bringen. Dä Veteranäkaffi an der Sonne war überfällig. Wir sind nicht in den Ferien, aber auch nicht auf der Flucht. Rucksäcke schultern und los geht der Aufstieg zur Elsenlücke. Nebenan ragt das Eggishorn, 2926m, mit seinem Klettersteig in die Höhe. Ein erster Anblick auf den Aletschgletscher lässt uns erschaudern. Erinnerungen an längst vergangene Zeiten und die Mächtigkeit desselben werden wieder wach. Einst 26 Km lang bleiben aktuell 20 Km übrig. 800m dick soll er auf dem Konkordiaplatz noch sein. Die jährliche Fliessgeschwindigkeit liegt im unteren Bereich bei circa 20 cm pro Tag. Die Gehhilfen werden verkleinert. Noch einmal die Trinkflasche an den Mund angesetzt. Ab hier wird der Weg „Blau“. Auf der ganzen Überschreitung des Bettmerhorns, wird auch als UNESCO Höhenweg bezeichnet, ist volle Aufmerksamkeit gefordert. Stürze, auch auf die eigene Nase, enden mit bösen Verletzungen. Denn das Gelände ist von grossblockigen Felsen und Löcher durchsetzt. Stetig steigen wir weiter bis wir den Kulminationspunkt 2858m erreicht haben. Verankerte Stahlseile und Stahlstifte erhöhen an kritischen Stellen die Sicherheit der Wanderer. Auf dem eigentlichen Bettmerhorn rasten wir und geniessen das Mitgebrachte. Was auch ich nicht wusste. Das Bettmerhorn mit dem Gipfelkreuz ist nicht die höchste Erhebung. Der Grund dafür ist, dass diese auf dem Gebiet der Gemeinde Lax liegt und ziemlich sicher Laxerhorn 2871m, aktuell ohne Gipfelkreuz, heissen würde. Anyway. Ab hier beginnt der kontinuierliche Abstieg zum Bergrestaurant Bettmerhorn und kurzer Rast. Die Gewitterneigung über den Grenzgipfeln zum Valle Antigorio nimmt zu. Es verbleiben bis zur Fiescheralp etwa 1 Stunde Fussmarsch. Anschliessend bringt uns die Gondel zum Talboden. Aufkommende Winde oder Wetterveränderungen könnten uns blockieren. Nächster Halt und Verabschiedung auf dem Tiefenbach. Die Heimreise war eine Geduldsprobe. Axenstrasse für mehrere Tage Vollsperrung. Stau wegen Bauarbeiten vor dem Seelisbertunnel bis hinter die Raststätte Gotthard.
Mein allerherzlichster Dank gilt vorerst den beiden sicheren Fahrern Noldi und Werni, den Teilnehmer*Innen Agi, Agnes, Rosmarie, Ursula und Sebi für ihre Konzentration auf der Überschreitung.
Äs andersmal wieder, hend sorg oder pfiats eich