Morgenhorn 3623
Am Freitag, 14. Juli um 10:00 Uhr trafen wir uns in Schwyz und fuhren via Brünig Richtung Kandersteg, von dort gings mit der Oeschinenbahn nach Oeschinen. Den Oeschinensee liessen wir links liegen und machten uns sogleich an den langen und heissen Hüttenzustieg (8km / 1200HM) zur Blüemlisalphütte, den wir möglichst schnell hinter uns brachten. Nach dem feinen z’Nacht, genossen wir auf der Hüttenterasse den Sonnenuntergang und schauten dem morgigen Gipfelaufstieg (3km / 800HM) freudig entgegen. Die Hütte war fast komplett ausgebucht, auf eine Hochtour am nächsten Tag, machten sich aber nur fünf Seilschaften. Das liegt daran, dass es immer mehr Menschen gibt, die der Hüttenromantik erliegen. Für uns ist und bleibt eine solche Übernachtung in einem Massenschlag ein notwendiges Übel.
Am Samstag, 15. Juli um 03:00 Uhr Frühstück (nach 2 Stunden Schlaf), um 03:30 Uhr starteten wir in stockdunkler Nacht über Schutt und Geröllflächen Richtung «Wildi Frau». Dank gestriger Reko-Tour von Rolf und diversen Steinmandli, gabs keine Verhauer und wir kamen zügig vorwärts. Auf Höhe des Blüemlisalpsattel kamen wir auf den Morgehorngletscher, und somit ab hier mit kompletter Hochtourenausrüstung am langen oder kurzen Seil, je nach Topografie des Geländes. Auf ca. 3500 m.ü.M trafen wir zusammen mit drei weiteren Seilschaften auf eine 50° Grad steile Blankeis-Steilstufe, die Frontzacken der Steigeisen, der Eispickel sowie die Eisschrauben waren hier unerlässlich um sicher die Gipfelkuppe zu erreichen.
Nach drei Seillängen war der anspruchsvollste Teil dieser Tour aber auch geschafft und wenige Minuten später, kurz nach Sonnenaufgang genossen wir die herrliche Stimmung auf dem Morgehorn!
Da der «Föhn» im Berner Oberland aber kälter bläst als im Urnerland, machten wir nur eine kurze Gipfelrast. Auch im Abstieg war die Blankeis-Steilstufe wieder das Highlight schlechthin, um allfällige Stürze besser aufzufangen setzten wir hier in kürzeren Abständen Eisschrauben, was zwar viel Zeit in Anspruch nahm, aber bei der Sicherheit macht man keine Kompromisse, und sowieso waren wir sehr gut in unserem Zeitplan unterwegs. Auch war das Eisschrauben setzen und gegenseitige sichern ein gutes Training für weitere Einsätze. Als weitere Abstiegsroute wählten wir diesmal den Blüemlisalpgletscher, die Spaltenzonen umgingen wir in grossen Schlaufen, so dass wir auf ca. 2800 m.ü.M. den Gletscher verliessen und zur Hütte querten.
Mittlerweile war es 09:00 Uhr und wir packten unser restliches Hab & Gut in unsere Rucksäcke und um 09:30 Uhr machten wir uns auf den langen Weg zurück zur Bergstation der Oeschinenbahn. Der schlechte Schlaf der letzten Nacht, die immer höher werdenden Temperaturen und das zügige vernichten der Höhenmeter, veranlasste uns dazu noch ein paar Schweisstropfen mehr im Berner Oberland zu verteilen. Wir staunten über die Touristenmassen die sich hier oben am Oeschinensee schon vor dem Mittag tummeln, und unten an der Talstation warteten noch mehr! Dieser Massentourismus hat sicher seine finanziellen Vorteile für die Region, für mich hat der wirklich schön gelegene Oeschinensee seinen Reiz dadurch aber gänzlich verloren.
Dank des strikten Zeitplans (den wir eigentlich wegen dem 2. Geburtstag meines Junior’s erstellten), ergab sich sogar wieder einmal die Gelegenheit am schönen Lungernsee in Kaiserstuhl zum Mittagessen einzukehren. Nach einem Abstecher nach Lauerz auf Wunsch von Rolf 😉, waren wir um 14:30 Uhr in Schwyz und verabschiedeten uns.
Rolf, vielen Dank, dass du mich immer wieder auf Gipfel führst, die ich selbst nicht erreichen könnte. Diese Erlebnisse bedeuten mir sehr viel und ich hoffe, dass ich noch viele weitere Gipfel mit dir erklimmen kann.