Brienzer Rothorn, 2348 m
Das Vorabendgewitter sorgte für eine angemessene, eher böllerfreie Abendruhe. Auch Höhenfeuer waren keine auszumachen. Ich hatte das Gefühl, dass Petrus mit einem alten Feuerzeug versuchte, die bereitgestellten Holzstapel zu entfachen. Der Morgen danach zeigte sich von der guten und warmen Seite. Bei der Begrüssung drückte mir Bruno eine Plastiktasche in die Hand. „Verdächtig!“. Deren Inspektion förderte eine Whiskyflasche zu Tage. Am Hals festgebunden eine Mullbinde. „Ohä!“. Gewissenserleichterung von Bruno‘s Sturz auf MelchseeFrutt. Für mich gleicht dies eher einem Molotow-Cocktail. Was muss da wohl beseitigt werden? Felssprengung am Gumpisch und Öffnung der Axenstrasse?? Any way.
Pünktlich startete die Fahrt, zur Abwechslung wieder einmal via Luzern, über die Panoramastrasse nach Sörenberg. Bei angemessener Kühle marschierten wir bei der Talstation ab. Erst „aläg“, dann immer steiler geht es vorbei an der Quelle der jungen Emme. Unaufhörlich drückte das Wasser ans Tageslicht, springt über eine mit kräftigem Moos bewachsene Felsstufe, an grasenden schwarzweissen Pfauenziegen vorbei und plätschert ruhig weiter talwärts. Diese Ziegenart ist eine Verwandte der Bündner Ziegen, jedoch eine eigenständige und vom Aussterben bedrohte Rasse. Schon von weitem konnte ich auf der Alp Stäfeli eine Schweizerfahne ausmachen. Der Kamin verrät mit seinem Rauch, dass sie in Betrieb ist. Meine freundliche Anfrage für ein kostenpflichtiges „Schwarzes mit Frostschutz“ konnte der Vater der ferienmachenden Familie nicht ausschlagen. In den steilen Flanken am gegenüber liegenden Hang kraxelt trittsicher und mühelos ein Rudel mächtiger Steinböcke. Genug Worte gewechselt. Weiter geht’s. 50 Minuten später passieren wir die Eissee Hütte und den halbleeren oder halbvollen Eissee. Noch ein letzter Anstieg zum Eisseesattel und Brienzer Rothorn. Gerade mal 3 Stunden und 30 Minuten benötigten wir für die 1108 Höhenmeter, inklusive ausgiebigem Kaffee- und Trinkhalt. Eine Smartphone App von Thomas bezeugte, dass wir 2 Stunden und 36 Minuten in Bewegung waren.
Auf dem Abstieg vom Gipfel konnte ich die zwei Jahre zuvor entdeckten Edelweissblümchen wieder in voller Blüte erspähen. Weit unten im Tal mit ihrem typisch anstrengenden Schnaufen keuchte die Dampflok mit „Wanderfaulen“ den Berg hoch. Auf der Terrasse des Bergrestaurants wurden bei Sonnenschein und leichtem Wind die bestellten Köstlichkeiten genossen. „Mier hend nu sauft der wiil. S’Wätter schpängt nid. Also nu einisch äs Schwarzes“. Bevor wir den luftseilbahnmässigen Abstieg antreten überraschte uns der österreichstämmige Kellner mit einer Ladung BummBumm Dessert. Überbleibsel vom 1. August. Kaum vertilgt noch „brännti“ Creme oben drüber. „Guet isch es gsi“. Die Rückfahrt via Axen wurde bei der Tellsplatte für einen kleinen Rückblick unterbrochen.
Äs hed mich gfreut, dass ihr, Bruno, Heidy, Martha, Peter, Regula, Sebi und Thomas derbii gsi sind und ha mit üch dörfä ä tollä Tag gnüssä.
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Vielen Dank!